Ein Künstlertext für Anna Schmedding
Anlässlich der Ausstellung im ada, 2020
Gezeichnet mit Bleistift werden Körper geformt, die eine Ambivalenz in sich bergen. Unsicher bin ich, ob die Dame ein gebrochen abstehendes Bein hat oder ob es ihre ehemalige Profession als Charlestontänzerin bezeugt. Mehrere Möglichkeiten tun sich für Betrachterinnen auf aber unklar bleibt die Situation, wie der eingefrorene Ausschnitt einer Filmszene. Es geht um die einzelne Figur und gleichzeitig um viel mehr als das Individuelle. Man ist viele!
Statisch wirken die Positionen, teilweise starr die Gesten. Ihre Ahnen waren hölzern und so kommen sie daher. 2019 begann Anna Schmedding aus weichen Holzpflöcken Figuren zu schnitzen, die bereits schön klobige Stöckelschuhe, Hüte und Taschen trugen. Nach und nach wollten sie aufs Papier und „ich bin erstaunt wie viele zu mir kommen“, erzählt Anna. Ein äußerst umfangreiches Konvolut an Zeichnungen hat sich seitdem angesammelt, darunter Varianten in Tusche, „um die Linie auch mal aufzulösen“.
Anna will keine konkreten Geschichten mit den Figuren erzählen, aber bei der Hängung im Block passt sie schon auf, wer neben wem steht! Fiktion und Interaktion kommen dann von ganz alleine. Identitäten werden nicht bestimmt, aber die Figuren spielen mit möglichen Rollenzuschreibungen. Die Körperpositionen und Szenerien haben eine sympathische Merkwürdigkeit inne. Körperliche Verrenkungen sind allgegenwärtig. Ein wilder Bleistiftstrich erhebt frech den Mittelfinger und auf einem anderen Blatt erzeugt die Linie einen feinen pausbackigen Gesichtsausdruck, der gleichzeitig kein konkretes Gesicht darstellt. Uneindeutig Eindeutig.
En Gros werden die Figuren zu einem Gemenge in dem Eis gegessen wird und Wurstkränze vom Himmel fallen können. Der Hund führt das Herrchen aus, Sonnenbrillen und Imkerhüte versperren den Blick und man kann endlich einen Kopfstand machen.
Ausstellungsansicht „Anna Schmedding“, ada – artistic dynamic association, März 2020