Harte Kontraste

Ein Künstlertext für Peter Hoiß
in: BILDER #317, Fotogalerie Wien, 2020.

 

Als sie den Raum betrat, wusste sie nicht worauf sie ihre Sinne zuerst lenken sollte, viele verschiedene Eindrücke erweckten ihre Aufmerksamkeit. Irritiert stellte sie sich in die Mitte des Raumes. Vor ihr an der Wand sah sie ein großes Bild, es bewegte sich ganz langsam. Sie sah den Lichtstrahl durch den ganzen Raum schweben, bis zu der Stelle, wo er aufklatschte und zu etwas Neuem, jenem Bild wurde, das sich verformt. Sie spürte die leichte Wärme des Lichtstrahls an ihrem Körper vorüberziehen und ging einen Schritt zurück, damit ihr eigener Schatten nicht mehr wie ein Scherenschnitt in der Darbietung vor ihr anwesend war. Jetzt sah sie das bewegte Bild in seinem ganzen Umfang, es war fast farblos, nur ein kleinwenig bunt tauchte auf und verschwand auch wieder.

Wie ein paar Momente zuvor noch im Raum selbst, versuchte sie sich nun in der Aufnahme zurechtzufinden, aber die Orientierung viel ihr schwer. Sie sah das Wasser, sie sah das Bild vom Wasser, die Farben filterten da und dort Gebilde heraus, auch dahin wollte sie den Blick lenken. Sie fühlte eine beruhigende Stille von den Landschaften ausgehen, aber die tosende Präsenz der farbigen Gestalten erzeugte eine ambivalente Stimmung.

Grob gebaute künstliche Inseln im Wasser, die aussehen wir Riesenkraken. Geometrisch angelegte Spiel-Felder, mit Netzen aus Kunststoff und exakten Linien am Boden, die das Spiel in der Natur regulieren sollen. Kräne auf himmelhohen Wolkenkratzern, die ins Nichts stechen und dort wohl weiter hinauswollen.
Eine eigenartige Welt wurde ihr dort präsentiert.

peterhoiss.com

michi